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10 Dinge über den israelisch-arabischen Konflikt, die Du noch nicht wusstest

Als Tourguide in Israel spreche ich tagtäglich über Geschichte, Religionen, die Wüste und alles andere, was Israel zu bieten hat. Doch um ein Thema scheinen wir dabei auf Zehenspitzen herum zu schleichen: den israelisch-arabischen Konflikt. Manchmal denke ich, dass dieses Thema eigentlich interessanter ist als alle anderen. Ich versuche hier nun die wichtigsten Punkte aus hunderten Gesprächen und Diskussionen zusammenzufassen.

Der israelisch-arabische Konflikt ist unwichtiger als allgemein angenommen

Versuche mal den folgenden Satz zu vollenden: „Der israelisch-arabische Konflikt ist wichtig, weil…” Du wirst merken, dass es keine gute Antwort gibt. Der Konflikt ist einer der kleinsten der Welt. Israel ist ein winziges Land ohne strategische Bedeutung. Weder in Israel noch in einem der angrenzenden Länder gibt es Öl. Der einzige Grund dafür, dass man so viel über Israel hört, ist, dass die Menschen entschieden haben, es sei wichtig. Einen objektiven Grund gibt es nicht.

Jeder Moment, den sich die Weltöffentlichkeit mit diesem Konflikt beschäftigt ist ein Moment, in dem sie sich nicht mit den wirklich großen und bedeutsamen Problemen auseinander setzt: mit China, der weltgrößten Wirtschaftsmacht, wo Milliarden Menschen unter einer Diktatur leben, dem blutigen Krieg in Syrien oder dem Völkermord, der grade im Sudan verübt wird.

Die Medien der Welt sind von Israel besessen

Das Medium ist die Nachricht. Normalerweise ist die Wahrscheinlichkeit, dass über ein Ereignis in den Medien berichtet wird, umso größer, je näher und je dramatischer es ist. Diese Regel gilt nicht für den israelisch-arabischen Konflikt. Der kleinste Zwischenfall in Israel landet sofort weltweit in den Schlagzeilen. Hier ist noch ein wichtiger Fakt: In mehr als 100 Jahren des Konfliktes, sind ungefähr 25.000 Palästinenser ums Leben gekommen. In der gesamten arabischen Welt haben in den letzten 50 Jahren mehr als 15.000.000 Menschen ihr Leben verloren. Über sie oder über die Millionen, die in Afrika ermordet werden (oder über 80% der Weltbevölkerung, die unter totalitären Regimes leben) hört man viel weniger. Ein Grund dafür ist, dass es für ausländische Reporter einfach ist, in Israel zu arbeiten. Es gibt eine moderne Infrastruktur, Pressefreiheit und Sicherheit für die Journalisten. Auch die Palästinenser fühlen sich in Israel in Sicherheit. Man beachte, dass Palästinenser niemals anonym sprechen, oder ohne ihr Gesicht zu zeigen, so wie Menschen es tun, wenn sie Angst vor der Obrigkeit haben. Israel ist nicht perfekt, andere Länder sind es auch nicht, aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch das Recht, Missstände zu beklagen, ein Privileg ist, dass nur wenigen Menschen der Welt vergönnt ist.

Es ist absurd, dass sich die europäischen Medien intensiver mit Israel beschäftigen als mit den eigenen europäischen Soldaten im Irak oder in Afghanistan. Ein interessantes Beispiel dazu: 2011 erwähnte der britische Guardian Israel mehr als 1000 Mal. In dem Jahr starben 115 Palästinenser, die meinsten von ihnen waren Terroristen. Irak wurde 504 Mal erwähnt, obwohl mehr als 4000 Iraker getötet wurden, viele davon in Auseinandersetzungen mit britischen Soldaten. Dieselbe Besessenheit finden wir ebenso in der Wissenschaft. Es gibt mehr Seminare, Workshops, Bücher und Foren zu diesem Thema als zu irgendeinem anderen Konflikt in der Welt.

Die Lage der Palästinenser ist gut

Viele prominente Leute kritisieren Israel. José Saramago, Literatur-Nobelpreisträger,  Roger Waters, Frontmann von Pink Floyd, und andere verglichen die Handlungen Israels mit den Taten der Nazis. (Auch Künstler sind von Israel ebenso besessen wie Medien und Wissenschaft.) Hier sind ein paar Zahlen, die das Gegenteil belegen: Die Lebenserwartung im Westjordanland und im Gazastreifen betrug 1967 (als Israel diese Gebiete besetzte) 48 Jahre. Heute liegt sie über 75 Jahren und damit höher als in jedem anderen arabischen Land um Israel herum. Auch die Säuglingssterblichkeit war 1967 noch höher als 150 auf 1000 Geburten und liegt heute unter 19. Die Palästinenser sind die gebildetsten Araber im Mittleren Osten und Nordafrika. 1967 gab es im Westjordanland keine einzige Hochschule, heute gibt es 11 Universitäten und 13 Collages. Fließendes Wasser gab es 1967 in nur 4 arabischen Siedlungen und heute in 640. (In der jordanischen Hauptstadt Amman, keine 100km von Israel entfernt, fließt  das Wasser auch heute noch nur an einem Tag in der Woche.) Der Weltbank zu Folge erhielten die Palästinenser das 4-fache an Hilfsgeldern, von der Summe, die Europa durch den Marshallplan nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhielt. Jeder Tourist, den ich geführt habe, wusste, dass die USA Israel unterstützen. Kaum einer wusste, dass die Palästinenser von den USA, der EU, Japan, den arabischen Ländern und den UN  mehr Hilfsgelder erhalten als irgendein anderes Volk der Welt.

Der israelische Staat wurde nicht als Wiedergutmachung für den Holocaust gegründet

Der Gedanke, dass die Welt angesichts des Holocausts schockiert war und deswegen den Juden einen eigenen Staat gegeben hat, ist naiv. So funktioniert Weltpolitik nicht. Zur Zeit des 2. Weltkriegs lebten im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina bereits eine halbe Million Juden mit nationalem Bewusstsein, mit den Institutionen eines Staates, einem Bildungs- und Gesundheitswesen, einem politischen System usw. Die Gründung des Staates Israel, wie auch die Gründung dutzender anderer Saaten, hat mehr mit dem 2. Weltkrieg an sich zu tun. Jedem Weltkrieg folgte eine neue Weltordnung. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden die Staaten Jugoslawien (1918), Polen (1918), Tschechoslowakei (1918), Finnland (1917), Türkei (1923) etc. Nach dem 2. Weltkrieg wurden ebenfalls mehrere Länder gegründet: Jordanien (1946), Syrien (1946), Indien (1947), Pakistan (1947), Israel (1948), Korea (1948) um nur einige zu nennen. Auch der Kalte Krieg, der als Weltkrieg zu verstehen ist, hatte die Gründung neuer Staaten zur Folge: Kroatien (1991), Georgien (1991), Estland (1991) u.a.

Die Gründung Israels erfolgte in der Welle der Staatsgründungen nach dem 2. Weltkrieg. Die meisten Länder im Nahen Osten wurden auf französischem oder britischem Territorium gegründet, das diese nach dem Krieg verloren.

Israel wurde nicht auf gestolenem palästinensischem Boden errichtet

Viele Leute denken, dass es ein palästinensisches Territorium gab und dann die Juden kamen und den Palästinensern ihr Lang wegnahmen. Das stimmt so nicht. Der Ursprung des Namens “Palästinenser” liegt im Alten Testament, wo „Pleschet” (Philister) einen altertümlichen Stamm bezeichnet, der möglicherweise von der griechischen Insel Kreta stammte und sich an der Südküste Israels ansiedelte. Die Bezeichnung  Pleschet oder Philister war ungebräuchlich, bis der römische Feldherr Hadrian die Juden für den Bar Kochba-Aufstand bestrafen wollte und im Jahr 135 Jerusalem in Aelia Capitolina und Judäa in Syrien-Palästina umbenannte. Unter der muslimischen Herrschaft im Nahen Osten wurde der Name nicht verwendet. Ein Großteil des modernen Israels war ein kleiner, unbeachteter Teil Syriens. Jerusalem war zu keinem Zeitpunkt Hauptstadt. Kairo und Damaskus waren die wichtigen Städte in der muslimischen Epoche. Erst unter britischer Herrschaft, die 1917 nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Zuge des 1. Weltkriegs begann, wurde der Name Palästina wiederbelebt. Ohne die Briten würde es kein palästinensisches Volk geben. Die Araber, die in der Region lebten, wären Syrer oder Ägypter.

Juden lebten seit Jahrhunderten in Jerusalem, Hebron, Safed und Tiberias. 1860 begannen die Juden Land außerhalb dieser 4 Städte zu kaufen. Anders als in den USA oder Australien, wo die ersten weißen Siedler das Land der indigenen Bevölkerung raubten, war alles Land, auf dem Juden siedelten, gekauft und bezahlt. Seit den 30er Jahren wurden von den Briten und den UN mehrere Vorschläge zur Teilung des Landes Israel in zwei Staaten gemacht: ein jüdischer und ein arabischer Staat Seite an Seite. Die Juden akzeptierten die Vorschläge, die Araber jedoch nicht und erklärten den Krieg. Die Juden gewannen. Viele der Araber, die in dem von Israel eroberten Gebiet lebten, blieben dort und heute sind 20% der israelischen Bevölkerung arabisch.

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Juden und Muslime lebten in den arabischen Ländern nicht friedlich nebeneinander

Es ist wahr, unter der Herrschaft der Nazis ging es den Juden noch viel schlechter, aber das heißt nicht, dass Juden gleichberechtigt waren oder religiöse Freiheit genossen. Ja, es gab ein goldenes Zeitalter der friedlichen Koexistenz, aber es war kurz und endete vor 800 Jahren. In allen muslimischen Ländern, von Marokko im Osten bis Iran im Westen, von Syrien im Norden bis Jemen im Süden, litten die Juden unter Diskriminierung, Progromen und rassistischer Verfolgung und das auch schon lange vor Aufkommen des Zionismus. Nach der Gründung des jüdischen Staates flohen die meisten Juden aus dem  arabischen Raum, etwa 800.000 Menschen, nach Israel.

Die israelische Besatzung ist nicht die Ursache des Konfliktes

1967 drohten die angrenzenden arabischen Staaten damit, Israel zu vernichten und mobilisierten ihre Armeen an den Grenzen. Mit einem Überraschungsangriff besiegte die israelische Armee alle arabischen Armeen in 6 Tagen und die Fläche Israels wurde verdreifacht. Der Gazastreifen wurde zuvor von den Ägyptern und das Westjordanland von Jordanien kontrolliert. In den 19 Jahren (1948-1967), in denen die Palästinenser unter ägyptischer und jordanischer Herrschaft litten, sprach niemand von ihnen. Hätte es den Sechs-Tage-Krieg nicht gegeben, würden die Palästinenser weiterhin in arabischer Unterdrückung leben und niemanden würde das Thema kümmern. Das beste Beispiel ist, dass Palästinenser in Lagern in Syrien und im Libanon leben und obwohl die Bedingungen dort weitaus miserabler sind als im Westjordanland, ist davon in den Medien nichts zu hören.

Viele glauben, dass es besser wäre, wenn Israel sich aus der Westbank zurückzöge, andere sagen, dass dadurch die Sicherheit Israels aufs Spiel gesetzt würde. Für beides gibt es gute Argumente, doch die Annahme, die Besatzung sei die Ursache des Konfliktes, ist falsch. Dafür gibt es drei einfache Beweise:
Erstens, und besonders offensichtlich, begann der Konflikt lange vor dem Sechs-Tage-Krieg, sogar vor 1948. Die Araber stimmten gegen eine Zwei-Staaten-Lösung. Der zweite Beweis ist Libanon: Obwohl sich im Libanon kein einziger israelischer Soldat mehr befindet, erklärt die Hisbollah laut und deutlich, dass sie Israel vernichten will. Dasselbe gilt für, drittens, Iran: Obwohl zwischen Iran und Israel 1000 km und zwei andere Länder liegen, obwohl sie Perser sind und sich in Kultur und Sprache von den Arabern im Nahen Osten unterscheiden, rufen iranische Machthaber zur Zerstörung Israels auf. Die Ursache des Konfliktes liegt darin, dass die Muslime nicht bereit sind, einen nicht-muslimischen Staat im Nahen Osten zu akzeptieren.

Die palästinensische Flüchtlingsfrage ist nicht die Ursache des Konfliktes

Im Zusammenhang mit den Israelisch-arabischen Konflikt gibt es zahlreiche Übertreibungen und Verzerrungen, aber es gibt auch eine große Lüge und das sind die „palästinensischen Flüchtlinge” und ihr „Rückkehrrecht”. Wer hat keinen Eltern- oder Großelternteil, der auf Grund eines Konfliktes migrierte? Das 20. Jahrhundert brachte hunderte Millionen Flüchtlinge hervor. Im Rahmen der neuen Weltordnung nach dem 2. Weltkrieg wanderten ganze Bevölkerungen. Mehr als 15 Millionen Deutsche mussten ihre Häuser in den ehemaligen ostdeutschen Gebieten verlassen. Hunderttausende Menschen wurden auf dem Balkan durch die Neugründung zahlreicher Staaten zur Flucht gezwungen. In der UdSSR mussten etwa 65 Millionen migrieren. Wer hat jemals von den 300.000 Muslimen gehört, die aus Bulgarien fliehen mussten? Oder von 250.000 Griechen und Türken, die ihre Häuser zurückließen, nachdem die Türken Zypern einnahmen? Rund zwei Millionen Christen mussten den Nahen Osten wegen muslimischer Angriffe verlassen. Aber es gibt eine Gruppe über die man mehr hört als über alle anderen zusammen: die palästinensischen Flüchtlinge.

In Folge des Unabhängigkeitskrieges 1948 verließen etwa eine halbe Millionen arabischer Flüchtlinge ihre Heimat. Viele gingen, da die arabische Führung sie zur Flucht aufforderte und ihnen eine baldige Rückkehr versprach. Und wie in allen Kriegen gab es einige Evakuierungen. Doch anders als Deutschland, das deutschen Flüchtlingen half, anders als Indien, das die Hindus unterstützte und Pakistan, das die Muslime aufnahm, oder Israel, wo jüdische Flüchtlinge willkommen waren, ließen Ägypten, Syrien und Libanon ihren palästinensischen Brüdern keine Hilfe zukommen. (1948 gab es noch keinen Unterschied zwischen einem arabischen Dorf in Nordisrael und einem arabischen Dorf im Südlibanon). Jordanien ist das einzige arabische Land, das den Palästinensern die Einbürgerung gewährte. Die UN sind ein Teil des Problems. Nicht viele Menschen wissen, dass die UNO zwei Flüchtlingshilfswerke hat: das UNHCR für alle Flüchtlinge dieser Welt und das UNRWA einzig für die palästinensischen Flüchtlinge. Wer ein „Flüchtling” ist, wird in den beiden Organisationen unterschiedlich definiert. Nach der Definition der USRWA erhalten auch die Kinder von palästinensischen Flüchtlingen Flüchtlingsstatus. Auf diese Weise nimmt die „offizielle“ Zahl der palästinensischen Flüchtlinge jedes Jahr zu.

Eine der Flüchtlingsgruppen, die keine Aufmerksamkeit bekommen, sind die jüdischen Flüchtlinge aus den arabischen Ländern. Die Juden, die in muslimischen Ländern lebten, haben den Muslimen nie Schaden zugefügt, doch als Israel gegründet wurde, mussten 800.000 Menschen emigrieren, all ihren Besitz  zurücklassen und in Israel ein neues Leben beginnen.

Zurück zu den Grundlagen

Wir leben in einer post post-modernen Welt. Wir wollen die Wirklichkeit nicht nur über die konventionellen Medien verstehen, sondern auch durch alternative Kommunikationswege: Nicht nur, was die Regierenden sagen, sondern auch, was die Leute denken. Nicht nur aus dem Geschichtsbuch sondern auch von den Bauern auf dem Markt. Einer schreibt über das alltägliche Leben, der andere macht einen Dokumentarfilm über Kinder, die im Krieg aufwachsen. Der eine vermittelt Optimismus, der andere Pessimismus. Alle Sichtweisen können zum Verständnis des Konfliktes beitragen, doch manchmal ist es wichtig zu den basalen Fakten zurück zu kehren, dazu, was jede Partei über sich selbst sagt. In der israelischen Unabhängigkeitserklärung steht: “Wir reichen all unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und zu guter Nachbarschaft.” Die Präambel der Hamas Charta erklärt: “Israel existiert und wird existieren bis der Islam es auslöscht”

Es besteht kein Widerspruch zwischen Israel als jüdischem und als demokratischem Staat

Die meisten Länder sind Nationalstaaten, die einen gemeinsamen ethnischen und kulturellen Nenner haben. Alle arabischen Länder bezeichnen sich selbst als muslimisch. Auch die europäischen Demokratien sind Nationalstaaten. In den Verfassungen von Dänemark, Norwegen, Polen, Island und anderen Ländern wird dem Christentum ein besonderer Status zugesprochen. Auch die Juden haben das Recht auf einen eigenen Staat. Es gibt etwa 29 Länder mit einem Kreuz in der Flagge. 13 Länder tragen den muslimischen Halbmond in der Flagge und ein klitzekleiner Staat trägt den Stern Davids.

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